Mittwoch, 28. September 2022

zehn - zeit zu gehen

Aller Abschied ist schwer. Sagt man doch so, oder? Ich denke, dieser Blog verdient ein paar letzte Worte. Einen Abschied und ein Dankeschön. Durch diesen Blog konnte ich wirklich wunderbare Menschen kennen und lieben lernen. Einige davon sind noch immer irgendwie ein Teil meines Lebens - und das zu wissen ist unsagbar schön. 

Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn mein Leben, es läuft.. 

Ich weiss.. Keiner hätte das noch so richtig wahr haben wollen, aber mir geht es gut. Und ich glaube, ich meine das zum ersten Mal seit Jahren wirklich ernst. Keine Fassade. Keine Lüge. Nur die Wahrheit. 

Hab eine Therapie gemacht. Habe meine Mom komplett aus meinem Leben geworfen. Habe meinen Fokus auf Fitness gelegt und zum ersten mal in meinem Leben gesund und ohne zu Hungern abgenommen. 10 Kilo. Noch immer ein weiter Weg und selbst heute gibt es von Zeit zu Zeit Rückschläge durch Essanfälle. Aber ich lerne damit umzugehen. Routinen zu entwickeln, die Halt und Struktur geben und dadurch destruktives Verhalten weitestgehend eindämmen. Gym rettet mich. Eine Erkenntnis die ich wieder mal machen durfte. Hab in Kraftsport und dem Träumen vom eigenen Motorrad meinen Seelenfrieden gefunden. Träume so weit wie der Ozean, denn was ist Leben wert, wenn wir nicht groß Träumen. 

2022 hat mich auf die Zerreißprobe gestellt. Habe meine beste Freundin verloren. Den einzigen Menschen von dem ich dachte, er würde für immer bleiben. Und trotzdem bin ich noch immer hier. Atme ein und aus. Und trage die Welt auf meinen Schultern. An manchen Tagen tut es weh. An anderen ist es ganz okay. Vielleicht ist genau das, dieses Leben, nach dem wir alle streben? Vielleicht werde ich es nie wissen. Manche Fragen muss man wohlmöglich gar nicht beantworten. Es gibt nicht auf alles eine Antwort. 

Und das ist okay. 

Ich danke der Bloggerwelt so sehr, das sie mich seit 2012 gefangen hat, wenn das Fass drohte überzulaufen. Ihr wart mein Halt, meine Ruhe und meine Sicherheit. Danke dafür. Ich wünsche euch von Herzen nur das Allerbeste. 

Und denkt immer daran: 

Ihr könnt alles schaffen, wenn ihr nur an euch glaubt. Ich für meinen Teil hab es immer getan! 

xoxo,

Lee 


Freitag, 8. Januar 2021

neun - des Kummers Autor

Wozu all der Hass?

Wenn all das Licht verblasst. 

Ein Sprung in schwarze Gewässer.

Kalte Klingen, stumpfe Messer. 

Wozu all der Hass?

Er verblasst. 


Alte Wunden, neuer Schmerz.

Sag bin ich nur ein gottverdammter Scherz. 

Lebenslanges Taumeln, immer nur vorwärts. 

Sag wie lange schlägst du noch, 

mein vergessenes Herz. 


Sag woher soll ich wissen, was ich mag und wer ich bin.

Wenn alles was ich sein soll, in Dunkelheit verglimmt. 

Ein Lebenlang durch Verachtung der anderen bestimmt. 

Verachtung seit Jahren die Überhand gewinnt. 


Selbsthass geformt in einer Hülle, 

die niemand je wirklich liebt. 

Blutende Wunden auf Papier verankert, 

mit all dem was ich schrieb. 


Trauer; nun mein bester Freund, 

nach all jenen die ich verlor. 

Schicksal mag bleiben des Kummers Autor. 

Wenngleich die Seele bleibt auf ewig der Trauerflor. 


Wozu all der Hass?

Wenn all das Leben verblasst. 

Ein Sprung in schwarze Gewässer.

Kalte Klingen, stumpfe Messer. 

Wozu all der Hass?

Wenn doch die Schuld es ist, 

die ihn fortwährend schafft. 

 

Schuld bleibt. 

Erlischt nicht. 

schuldig. 



Donnerstag, 22. Oktober 2020

sieben - Leiser Abschied

Steige aus dem Auto. Meine Füße berühren die nasse Erde. Der Geruch von Stadtluft umgibt mich. Leichter Nebel legt sich unter meine Kapuze. Zielsicher und in einem Automatismus gefangen tragen mich meine Beine zu dem Haus mit der immergleichen Nummer 4. Kalte Hand umfasst das gefrorene Metall des Hoftors.

Klingeln, dann Hundegebell. 

Du öffnest die Tür. Lächelst mich an. Begrüßt mich als hätten wir uns erst gestern das letzte mal gesehen. Wir reden einen Moment, doch ich will nicht bleiben und ihr erwartet ebenso Besuch. Freunde kommen vorbei. Freunde zu diesen ich mich selbst schon lange nicht mehr zählte. 

Also drückst du mir meine Sachen in die Hand. Bedankst dich. Ich sage den selben Satz wie immer: "Kein Problem.", obwohl es eins gibt und mache auf dem Absatz kehrt. Mein Kiefer spannt sich an und es wird schwer dem Drang urplötzlich loszuschreien weiterhin zu widerstehen. Kaputte Zähne kauen wutendbrannt auf scharfem Kaugummi umher.  So fest, das spürbar wird wie die Zahnwurzeln immer tiefer in den Kieferknochen gedrückt werden. Schmerz. 

Bei allem, was ich dachte, würde passieren, war es der leise Abschied den ich am meisten fürchtete. Und doch wählte ich ihn selbst als unser Ende. Beim verlassen deines Hauses ließ ich etwas zurück. Mein inneres wusste es bereits. In jeder Zelle meines Körpers wurde es spürbar. Ich würde nicht wieder kommen. Nicht aus eigener Kraft. 

Es würde an dir liegen. 

Untergang der Gezeiten. 

Untergang unseres Bandes, das einst so viel mehr war als ich jemals dachte zu finden in dieser Welt. 

Ein letztes mal Dankbarkeit, dann Stille. 

Loslassen. 

A. 

Sonntag, 27. September 2020

sechs - Ziellos

"This World is beautiful and so am I.  I still hate myself."

An manchen Tagen fällt es mir schwer mich selbst zu ertragen. Seit Monaten habe ich das Gefühl nicht mehr ich selbst zu sein. Nicht mehr real zu sein.

Umgeben von Stress und Unruhe, wenngleich das einzige was ich will die Stille ist. Doch ist sie dann da, die endlose stille, dann ertrage ich sie nicht und fülle meine Zeit mit nutzlosen Dingen. Schaue stundenlang Youtube Videos auf einem kleinen Smartphone Bildschirm und wandle wie ein Zombie durch den Tag. 

Am Abend dann erwachen. Verzweiflung bricht über mir ein. 

Wieder ein weiterer Tag verschwendet mit belanglosen Lückenfüllern. Mit Dingen die mir nichts geben außer andauernder Beschallung. Am Ende dient es nur einem Zweck: Ablenkung. 

Ablenkung davor das ich schon lange nicht mehr weiß, was ich mit meinem Leben machen soll.


Ziellos. 

Wandere Ziellos umher. 

Auf der Suche nach mir selbst. 

Ziellos. 

In einem Universum, 

nicht gemacht für Ziellose. 

Freitag, 25. September 2020

fünf - Abgrund

Abgrund. Ein Spalt reißt vor mir auf. Mein Blick gleitet über meinen Körper, hinab auf den Boden. Sparre den Riss an, dieser den Halt vor mir zunichte entzweit. Fühle mich hilflos. Wege die ich gehen wollte sind auf einmal unerreichbar. Unmöglich sie jemals wieder zu beschreiten. Der Abgrund vor mir spiegelt wieder wie sich mein inneres selbst fühlt. Das kleine Mädchen, welches ich 2012 in einer Flaschenpost im Rahmen der Therapie mitsamt allen Sorgen von mir schob, steht nun vor einem Abgrund. Sie weiß nicht mehr wie ihr geschieht. Weiß nicht wohin mit sich selbst. Weiß nicht welchen Weg sie einschlagen, geschweige denn welche Entscheidungen sie treffen soll. Ausweglos. Der Abgrund versperrt jegliche Perspektive und lässt sie in alte Verhaltensmuster fallen. 

Verliere mich. Taubheit macht sich in mir breit. Das Gehör verstopft und macht unempfänglich für Außenreize. Dann wieder ein kurzes erwachen. Stehe vor dem Badezimmerspiegel. Sehe in meine Augen. Tiefblau und ausdruckslos starren sie mich an. Spiegeln mich selbst wieder. Wut. Plötzlich ist sie wieder da und überfällt mich. Mit ihr einhergehend der immer gleiche Hass. Stütze mich am Waschbecken ab. Handknöchel werden weiß vom Umklammern des kalten Gesteins. Der Schalter kippt. Wippe auf meinen Füßen auf und ab. Tränen steigen auf. Brechen heraus. 

Der letzte Ausweg. Lässt die Gefühle verstummen. Speiseröhre brennt. Augen rot unterlaufen und mit Tränen gezeichnet. In dem kleinen Raum umgibt mich ein beißender Geruch. So mancher würde ihn nicht ertragen können, doch für mich fühlt es sich ein bisschen so an als würde ich wieder an Kontrolle dazu gewinnen. Kontrolle, ein Wort welches ich lange nicht mehr benutzte. Insbesondere nicht in Verbindung mit mir selbst. Ich war Buchstäblich außer Kontrolle. In jeglichen Bereichen meines Lebens. Und doch fühlt sich dieser Tag so an als würde ich endlich wieder zu dem Menschen werden, der ich gerne war. Die Lee von 2014. Mein eigenes Ich - welchem ich noch immer seit Jahren hinterher hechte. Der einzige Grund für diese Gefühle ist eigentlich, das ich sie vermisse. Das ich mich selbst vermisse, die Menschen vermisse diese zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben waren. Ich vermisse das unaufhaltsame Gefühl von Neubeginn und den Geruch von Abenteuer, denn genau das war das Jahr 2014 für mich. 

Es war ein Neubeginn voller Ungewissheit und so sehr ich Ungewissheit auch hasste, war sie das was ich wirklich brauchte. Brauchte um die Lee von heute zu werden. "Ich bin alt geworden." - Mein Signature Satz. Wer mich kennt weiß, das mir dieser Satz öfter mal über die Lippen huscht. 

Immer wieder ist es eine Erkenntnis die mich erschüttert. 

Damals dachte ich, dass  ich niemals auch nur Annähernd achtzehn Jahre alt werden würde und doch sitze ich heute hier, bin zweiundzwanzig Jahre alt und wünschte manchmal ich hätte diese Zahl niemals erreichen müssen. 


Abgrund, ein Spalt reißt in die Erde unter meinen Füßen.

Die einzige Frage die sich mir seit Jahren stellt: 

Fallen oder fliegen.


Dienstag, 22. September 2020

vier - Taucherglocke

Der bittere Nachgeschmack von Unglück macht sich breit. 

Riecht leicht verbrannt. Als hätte jemand meine Seele in heiße Glut geworfen. Starre Wände an, sie starren zurück. Sie schreien mir wütend entgegen. „Verschwinde.“ Suche ein Schlupfloch für diesen Alltag, für dieses Leben. 

Würd‘ so gern die Sonne sehen und nicht nur ihre Untergänge. 

Mich lebendig fühlen und im Regen tanzen. 

Deine Hand, fest in meiner. Sehnsucht. 


Wunsch danach ein einziges Mal geliebt zu werden. 

Doch das einzige was ich wahrhaftig liebe ist die Einsamkeit. 

Treuer Begleiter. Hassliebe. 

Beißt sich mit dem Wunsch nach Herzklopfen bis zum Hals 

und Funkenfeuer in der Luft. 


Will nochmal alles aufgeben für jemanden. 

Einmal nicht verlassen werden, wenn es schwierig wird. 

Eine Seele die bleibt. Auch an den schweren Tagen. 

Würd so gern nochmal für dich alles geben und dein alles sein. 


Doch Wellen brechen an deiner Eiseskälte ab. 

Herzen zerspringen und Seelen fangen selbst bei Minusgraden Feuer. 

Die Luft zum Atmen wird immer geringer, mit jeder Sekunde schwindet sie. Taucherglocke wiegt schwer auf meinen Schultern. 

Die Vergangenheit trage ich in Stein gemeißelt, gebunden an meine Füße. 

Sie lässt mich ertrinken. 

Seit langer Zeit, das erste mal. 

Und hoffentlich auch das letzte.. 


Taucherglocke. 

Fluch und Segen zugleich.


Donnerstag, 17. September 2020

drei - Für Omi

"Ich hab’s geliebt mit ihr auf dem alten Balkon zu sitzen und die Menschen zu beobachten die sich auf dem großen Parkplatz vor unserem Zuhause umher trieben. Habe es geliebt wenn wir gemeinsam Malbücher ausgemalt haben. 

Immer in kreisenden Bewegungen, denn so geht es viel besser und die Buntstifte hinterlassen keine Linien. 


Omi war taff, stark und ehrlich, manchmal einen Hauch zu ehrlich. 

Aber nie gemein. Sie hat die Menschen, die sie geliebt hat immer um sich haben wollen. Hat viel über ihre Schulzeit gesprochen und Freunde die sie hatte. 

Viel über das Restaurant, das sie einst führte und Geschichten aus ihrem Leben als Wirtin erzählt. Kräuterschnaps, den konnte sie trinken wie niemand sonnst. Sie war für meinen Dad und seine Schwester die beste Mutter, hat beide geliebt, mehr geliebt als sich selbst. 


Omi war immer für einen Rat da. War die erste Frau in meinem Leben die Konstant war. Klar in ihren Ansichten, klar in ihren Standpunkten. 

Sie hat mir Werte vermittelt wie niemand sonnst. 

Sie hat mit mir stundenlang K11, Niedrig & Kuhnt, Lenßen & Partner sowie Richterin Barbara Salesch auf ihrem alten Fernseher geschaut. 

Immer bereit dazu mitzurätseln und sie konnte jeden Mordfall lösen, 

noch bevor irgendwer eine Ahnung hatte worum es ging. 

Sie war so selbstlos, das sie selbst meine Rap - Musik ertrug. 


Doch dann wurde Omi älter und sie wurde vergesslich. 

Sah dem Feind der sich unwiederbringlich auflösenden Erinnerungen ins Gesicht und selbst hier hielt sie den Kopf aufrecht - zumindest die meiste Zeit. 

Omi hat mir gezeigt was die bedingungslose Liebe einer Mutter ist. 

Hat mit mir Kuchen gebacken und Bücher gelesen. 

Hat mehr Kreuzworträtsel gemacht, als jeder Mensch den ich kenne und 

wusste immer auf jedes Rätsel eine Lösung. 

Denn Sie war nie ein Problem, sie war die Lösung. 

Sie war Anker, Halt und Zuversicht für jeden - 

den sie umgab und deshalb liebte man sie. 



Ein Zitat aus meinem Lieblingsfilm lautet: 


„Ich war zu dem Schluss gekommen, das Beerdigungen nicht für die Toten waren, sondern für die Lebenden." 


"Funerals, I've decided, are not for the dead. They are for the living."



Also möchte ich, das ihr nach vorne blickt, einen Kräuterschnaps trinkt 

und ab und an freudig in Erinnerungen schwelgt. 

Dankeschön."