Donnerstag, 22. Oktober 2020

sieben - Leiser Abschied

Steige aus dem Auto. Meine Füße berühren die nasse Erde. Der Geruch von Stadtluft umgibt mich. Leichter Nebel legt sich unter meine Kapuze. Zielsicher und in einem Automatismus gefangen tragen mich meine Beine zu dem Haus mit der immergleichen Nummer 4. Kalte Hand umfasst das gefrorene Metall des Hoftors.

Klingeln, dann Hundegebell. 

Du öffnest die Tür. Lächelst mich an. Begrüßt mich als hätten wir uns erst gestern das letzte mal gesehen. Wir reden einen Moment, doch ich will nicht bleiben und ihr erwartet ebenso Besuch. Freunde kommen vorbei. Freunde zu diesen ich mich selbst schon lange nicht mehr zählte. 

Also drückst du mir meine Sachen in die Hand. Bedankst dich. Ich sage den selben Satz wie immer: "Kein Problem.", obwohl es eins gibt und mache auf dem Absatz kehrt. Mein Kiefer spannt sich an und es wird schwer dem Drang urplötzlich loszuschreien weiterhin zu widerstehen. Kaputte Zähne kauen wutendbrannt auf scharfem Kaugummi umher.  So fest, das spürbar wird wie die Zahnwurzeln immer tiefer in den Kieferknochen gedrückt werden. Schmerz. 

Bei allem, was ich dachte, würde passieren, war es der leise Abschied den ich am meisten fürchtete. Und doch wählte ich ihn selbst als unser Ende. Beim verlassen deines Hauses ließ ich etwas zurück. Mein inneres wusste es bereits. In jeder Zelle meines Körpers wurde es spürbar. Ich würde nicht wieder kommen. Nicht aus eigener Kraft. 

Es würde an dir liegen. 

Untergang der Gezeiten. 

Untergang unseres Bandes, das einst so viel mehr war als ich jemals dachte zu finden in dieser Welt. 

Ein letztes mal Dankbarkeit, dann Stille. 

Loslassen. 

A.